KFZ Jahresrückblick 2010
Marburg ist, was das Kulturprogramm angeht, eine Stadt, in der
so viel los ist, dass es für die Stadtgröße kaum
zu fassen ist. Selbst wenn man nur das KFZ im Rückblick betrachtet,
unglaublich, was da wieder stattfand. Für die ganz Kleinen
im Kindertheaterbereich z.B. Wer hat dem Drachen die
Kokosnuss geklaut', Die Stadtmaus und die Landmaus', für
MusikliebhaberInnen z.B. The Bollock Brothers, Brant Bjork,
Egotronic & Frittenbude, Panteón Rococó, Anne
Clark, Hellsongs, Street Dogs, Dota und die Stadtpiraten, nicht
zu vergessen unser A-Cappella-Festival Nacht der Stimmen',
das Weltmusik- Festival Klangwelten' oder als Jahresabschlusskonzert
Stoppok & Worthy.
Aber auch in der Reihe 55° Nord gab es wunderbare Perlen
wie Ketil Bjørnstad, Solveig Slettahjell, Friska Viljor,
Agnes Obel, Torun Eriksen und Becaye Aw.
Die Freunde der Lachmuskulatur wie der politischen Reflexion kamen
ebenso auf ihre Kosten, denn mit Georg Fülberths Politischem
Aschermittwoch' (der dieses Jahr wegen der Kommunalwahl ausfällt)
zur Situation vor allem in Marburg, über Josef Hader, der eher
die menschliche Seite des Lebens betrachtet, über Oliver Polak
bis zum politisch bitterbösen Andreas Rebers wurde viel angeboten
wie angenommen.
Das seit drei Jahren durchgeführte KFZopenair wurde wegen des
Hessentages im nahe gelegenen Stadtallendorf und der nachfolgenden
Fußballweltmeisterschaft nicht umgesetzt. Stattdessen wurde
unser altbewährtes Sommerfest Summer in the City'
an einem wunderschönen Augustabend mit viel Publikum gefeiert.
Es war einfach so gut, dass wir es wieder in unseren Kalender aufnehmen
wollen. Was nicht heißt, dass das KFZopenair fallen gelassen
werden muss. Wir werden es allerdings nur mit einem fi nanziellen
Background seitens der Stadt oder mittels eines Sponsors stemmen
können.
Auffällig in der Jahresrückschau waren die diversen Wettbewerbe,
angefangen mit den Nachwuchsbandfestivals SchoolJam und dem
Emergenza Festival, über den Dichterwettkampf beim
Hessenslam bis hin zum offiziellen deutschen Vorentscheid des
renommierten internationalen BBoying (Breakdance') Events
beim B-Boy-Battle Circle Princz Germany.
Wo steht man selbst in seinem Können? Wie wirke ich auf andere
Menschen mit dem, was ich vorzutragen habe? Das KFZ als Bühne,
teils für neue künstlerische Formen, teils für ein
erstes Probieren. Dabei ist die Austragung des Poetry Slam eine
kulturelle Bildungseinrichtung geworden, die mittlerweile die Kapazitäten
des KFZ regelmäßig sprengt und das Spiel mit Sprache
als Genuss für viele, vor allem junge Menschen bietet.
Im Fall des B-Boy Battle: Absolute Begeisterung für die Beweglichkeit,
für die Ausdauer und den Mut der jungen Akrobatkünstler,
die manchmal einfach Unglaubliches zwischen Tanz und Akrobatik vorzuführen
wussten.
Trotz allem Schönen kommen wir dennoch kurz zum Guten und Baren:
Ähnlich wie in den Jahren zuvor, fanden gut 42.000 BesucherInnen
zu unseren Programmangeboten, die wir zusammen mit unseren Ehrenamtlichen
dem geneigten Publikum anbieten. Die Begeisterung des KFZ -Teams
kannte mal wieder keine Grenzen, und durch die Steigerung von
201 Veranstaltungen in 2009 auf 209 in 2010 brachte uns dies
auch eine Publikumssteigerung um ca. 2000 BesucherInnen.
Die Überstunden der Hauptamtlichen konnten sogar mit einem
(kleinen) Weihnachtsgeld belohnt werden. Ein neuer Auszubildender
zum Veranstaltungskaufmann, Sascha Born, wurde eingestellt und belebt
nun unseren Kulturbetrieb.
Viel wichtiger als die von uns produzierten Zahlen war jedoch die
Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2010/2011. Denn hierin wurde
entschieden, dass Planungsgelder für den Ausbau der Stadthalle
bereitgestellt werden und dass es für 2012 eine Verpflichtungsermächtigung
i. H. von 5 Mio. Euro zum Bau der Neugestaltung der Stadthalle gibt.
Die Stadthallenplanung wird damit ernst, und das KFZ kann sich berechtigte
Hoffnungen auf die seit 1996 geforderten verbesserten Raummöglichkeiten
machen. Die Stadt Marburg bzw. der Magistrat reagiert damit positiv
auf die Campusplanung der Universität und schafft mit dem Ausbau
der Stadthalle eine kulturpolitische Antwort auf die neue Zentralität,
die diese mit der Campusplanung erhält. Wir sind von den Planungen
der Architekten überzeugt. Bei dieser zentralen Lage werden
wir uns zukünftig ganz sicher verjüngen, da wir, in der
Meile zwischen zentraler Bibliothek und Mensa genau richtig innerstädtisch
aufgestellt, Kulturprogramm anbieten werden. Dies Bauvorhaben ist
dann allerdings weit mehr als ein Jahresausblick, sondern wird sich
einige Zeit hinziehen und uns die kommenden Jahre erheblich beschäftigen.
Aber: Es geht voran!
Gero Braach
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